Jedes lokale Magazin versucht, seiner Leserschaft das Beste aus einer Stadt herauszufiltern. Warum Ground-d für mich - und für viele andere auch, da bin ich sicher - der Boden für das Beste in Düsseldorf ist, erzählt eine Geschichte aus Berlin.
Eine Stadt, in der ich wohne, und eine Reise, die ich mache: Beides ähnelt sich irgendwie. Zumindest weiß ich bei beidem erst im Nachhinein, ob die Zeit und der Ort wirklich gut für mich waren. Dass diese - gefühlte - Kinderweisheit viel Großes enthält, beweist mein Umzug von Kreuzberg nach Unterbilk. Abgespielt: Ende 2018. Also. Nochmal auf Anfang.
In meinen vergangenen viereinhalb Jahren in Berlin ging mir einiges auf die Nerven: der Dreck, der Müll, das Grau,
die Asozialen. Zwischenzeitlich saß ich sogar an einem Buch über die Stadt, das den Titel „Berlin – ein Synonym für Unfähigkeit“ tragen sollte. Kein politisches Gebrüll. Vielmehr ehrliche Erfahrungen aus meiner Zeit vor Ort. Heute bin ich froh darüber, dass ich es bis Seite drei geschafft habe. Denn wenn ich aus meiner Wohnung 531 Kilometer zurück in den Osten blicke, bereiten mir genau vier Erinnerungen ein unendlich gutes Gefühl.
1. Plus minus 40 Lebensstunden verbrachte ich jede Woche bei einem Arbeitgeber, der das Konzept von New Work beispielhaft umsetzt. Angefangen bei einem Office in top Lage, das mir neben der Arbeit einen wirklichen Lebensraum geboten hat: Dusche, Couch, Massagestuhl, Küche, Beamer, Netflix, Nerfgun. Dazu eine Arbeitskultur, die tatsächlich geregelt hat, wie wir zusammenarbeiten wollten. Misserfolg fürchtete sich nicht vor Chef-Gebrüll. Arbeitszeit und -Ort waren flexibel und Kieztouren, die wir regelmäßig durch ganz Berlin gemacht haben, legendär.
2. Meine Wohnung lag in Kreuzberg – Postzustellbezirk 36. Sie war nicht sonderlich schön, aber rückblickend in Form und Schnitt sehr einzigartig. Genau wie der
Stadtteil. Sorry, genau wie alle Stadtteile. Denn zwischen den Berliner Wohnbezirken liegen teilweise Welten wenn es um das Stadtbild, den Flair oder die Menschen geht. Und so kam immer mal
wieder die Frage auf: Wo wohnt es sich eigentlich am besten? Diese Frage nehme ich gerne mit nach Düsseldorf.
3. Die Stadt schenkte mir ein unglaubliches Sportangebot, woran ich mich heute gerne zurückerinnere. Kanufahren auf der Spree
und dem Landwehrkanal. Bei 30 Grad Tennis auf dem Tempelhofer Feld oder in der Mittagspause eine Runde Streetball nebenan. Solche Möglichkeiten zeichnen für mich heute ein gutes Leben, eine gute Stadt aus.
4. Und zuletzt sind es die Leute, die ich kennengelernt habe. Denen ich begegnet bin und die mir verraten haben, was sie antreibt. Aus welchen Gründen sie ihre Konzepte verfolgen und wohin es einmal gehen soll. Menschen, die wenn sie von sich erzählen, nicht am liebsten mit der Kamera sprechen würden. Sondern wirklich gute Ideen haben – und die sympathisch und ehrlich verkaufen.
Berlin war für mich eine gute Zeit. Berlin ist für mich eine gute Stadt. Auch wenn ich vor meinem Umzug viele Warnungen vor dem Spießertum, Lack und Etepetete in Düsseldorf mit auf den Weg bekommen habe, so interessiert mich das heute überhaupt nicht mehr. Denn Ground-d entstand weder aus dem Gedanken, Düsseldorfer Klischees zu bedienen. Noch aus der Absicht, zwanghaft das Gegenteil zu beweisen. Mich interessieren die vier Punkte oben. Und wenn ich mir das Ganze in den einzelnen Rubriken hier so ansehe, dann weiß ich schon jetzt:
Düsseldorf ist eine geile Stadt!
Nils Buske – Gründer von Ground-d.