Vor 15 Jahren hat Claudia Gardeweg eine kleine Malschule in ihrer Küche gegründet. Über die Zeit kam ein Café in den eigenen vier Wänden dazu. Heute führt sie gemeinsam mit ihren zwei Töchtern das Atelier d´à Côté. Ein Ort, der das ursprüngliche Konzept weiterdenkt – und schwere Zeiten tapfer meistert.
Das Atelier d´à Côté.
Der Weg zur Kunst.
Wer unter solch farbenfrohen Bedingungen aufwächst, landet wohl oder üblich in einem gestalterischen Beruf. Zumindest gilt dies für Daniela Gardeweg, die sich gerne an ihre Kindheit zurückerinnert. So wurde schon damals im Hause Gardeweg viel gemalt. Viel experimentiert. Viel gebastelt und bunt verziert. Zunächst nur mit den Geschwistern und Mama Claudia. Später dann mit anderen Kindern und Erwachsenen in der eigenen Küche. Denn hier teilt Claudia Gardeweg ihre Expertise. Gibt Malkurse. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem es zu Hause zu eng wird. Die Nachfrage zu groß ist. Und die Kinder schließlich ihrer Wege gehen.
Daniela zieht es nach München. Hier studiert sie an der Kunstakademie Produktdesign, entfacht ihr inneres Feuer für Illustrationen. Ihre zwei Schwestern Gianna und Silvia schlagen andere Wege ein. Einmal Richtung Architektur. Einmal Richtung Tiermedizin. Als Daniela 2016 dann ihr erstes Kind im Bauch trägt, steht fest: Sie geht zurück nach Düsseldorf. Denn zu diesem Zeitpunkt wächst auch etwas anderes heran. Eine Idee. Ein Vorhaben, das zwei Jahre später in der Weststraße 43 offizielle Eröffnung feiert: das Atelier d´à Côté. Unter der Führung von Mama Claudia beteiligen sich Daniela und Gianna an einem neuen Familienbetrieb, dessen Angebot mindestens so bunt ist wie sein Erscheinungsbild.
Willkommen im Atelier d´à Côté.
Das Atelier d´à Côté bündelt familiäre Talente. Unter der Woche bietet Claudia Gardeweg hier ihre Malkurse an. Denn in erster Linie versteht sich das Atelier als Malschule. So organisiert die Künstlerin buchbare Malabende und -frühstücke. Ab einer Gruppengröße von vier Personen warten neben Claudias Know-how unter anderem Leinwand, Farben, Baguette, Käse und Musik auf die Teilnehmer. Alles also in gemütlicher, französischer Atmosphäre. Denn unter jenen Verhältnissen hat sich die hauptberufliche Malerin damals selbst inspirieren lassen. Und zwar während ihrer Zeit in Paris, als sie eine winzige Wohnung in Montmartre anmietet und für ein paar Monate den Pariser Flair inhaliert. Auch Daniela und Gianna sind eine Zeit lang vor Ort, sammeln eigene Erfahrungen in der französischen Hauptstadt. Inzwischen unterrichtet Daniela im Atelier das Illustrieren, während Gianna als Stadtplanerin soziale Projekte im Namen der Familie vorantreibt – darunter vor allem Nachbarschafts- und Integrationsaktionen, die in Zukunft stattfinden sollen. Freitags und Samstags verwandelt sich die Malschule dann in ein Café samt kleiner Ladenecke. Hier können Gäste eigene Bilder und Graphiken von Claudia und Daniela kaufen. Auch Keramik, mit dem sich die Familie regelmäßig auf schwedischen Märkten eindeckt, geht über die Ladentheke. So beeinflusst neben Frankreich vor allem Schweden das Konzept des Ateliers. Immerhin fahren die Gardewegs bis heute noch jedes Jahr in die skandinavische Natur, quartieren sich in einem Haus am See ein und befreien Gedanken und Geist. Sogar den Namen ihres eigenen Labels – „Schwedenkind“ – widmen sie dem Land. Aquarelle von Claudia und Danielas multimedial eingearbeitete Tuschzeichnungen zeigen dabei Kinder im Einklang mit der Natur.
„Besonders hier in Benrath.“
Keine Frage: Das Atelier d´à Côté ist in Düsseldorf einzigartig. Das gesamte Interieur ist selbstgebaut. Gleiches gilt für die Website. Dazu kommen drei individuelle Schwerpunkte, die in das Konzept einfließen. Claudias Malerei. Danielas Illustrationen. Giannas Sozialaktionen. Letztere organisiert zum Beispiel immer wieder kleine Feste im Atelier. Dabei stellt das Trio Tische nach draußen, pflanzt frische Blumen, bemalt Fenster und hängt Fähnchen auf. „Wir wollen Benrath als früheres Handwerker- und Kreativviertel zurückholen“, erklärt Daniela. So gehe es darum, sich von den unzähligen Handelsketten auf den Hauptstraßen des Stadtteils abzugrenzen. Zwar hat die Familie mal überlegt, mit ihren Plänen nach Flingern zu ziehen. Am Ende fiel die Entscheidung jedoch bewusst für Benrath. „Die Mietpreise sind in Flingern eine andere Hausnummer. Davon abgesehen ist es eine sehr schöne Herausforderung, an einem Ort etwas aufzubauen, der noch nicht viel in der Hinsicht bietet. Besonders hier in Benrath“, verdeutlicht Daniela. Gerade die Ecke um die Weststraße herum sei sehr unbelebt. Laufkundschaft gebe es kaum. Nichtsdestotrotz versuchen die drei hier ihr Glück – und machen unermüdlich weiter. Denn immer wieder stürzen große Steine auf ihren Weg. Zuerst 2018, als das Atelier ein ganzes Jahr wegen aufwendiger Sanierungsarbeiten des Hauses schließen musste. Zuletzt vergangenen Monat, als das Atelier wegen der Corona-Pandemie schließen musste.
Wie es weitergeht.
Zwei schwere Rückschläge binnen kurzer Zeit, die das Trio dennoch stärker machen. Zumindest scheint es so. Denn aktuell überlegen sich Töchter und Mutter schon wieder neue Aktionen. Bereits etabliert: eine große Staffelei, die auf dem Vorplatz des Cafés steht und Postkarten bereithält. „Be an Artist“ steht dort geschrieben. Jeder kann sich eine nehmen und den Mal-Anweisungen folgen – inspiriert am Werk „Le Petit Prince“. Alle, die möchten, können ihre kleinen Kunstwerke dann in den Briefkasten des Ateliers werfen und sich kurz darauf im Schaufenster wiederfinden. So soll in Corona-Zeiten eine Freiluftgalerie entstehen, die man sich beim Spaziergang durch Benrath anschauen kann. Getreu dem Motto: Jeder ist ein Künstler. Jeder kann mitmachen. Jeder ist willkommen – im Atelier d´à Côté!
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