Kumpel und Kommilitone Jonas Larbalette hängt mit seiner Dorfdruck-Posterserie in vielen Wohnzimmern der Stadt. Das Lokal-Projekt hat Geschichte, Persönlichkeit und Konzept. Ein halbes Jahr nach Druckschluss macht das Zwischenfazit sogar Hoffnung auf mehr. Der Hintergrund.
Die Dorfdruck Poster.
Inhaltssprung.
Randfakten.
-12 Stadtteil-Motive
-50 Poster pro Stadtteil
-Stückpreis: 50 Euro
Das Konzept: Dorfdruck.
Der Kerngedanke.
„Von der Stadt. Für die Stadt“. Mit diesen Worten umrahmt Jonas das Konzept seiner Poster. Die Idee: Er will seiner Heimatstadt Düsseldorf etwas zurückgeben. Dafür kartografiert er einzelne Stadtteile im einheitlichen Design, druckt das Ganze auf Posterpapier und geht in den Verkauf. Und zwar lokal. In jeder Hinsicht. Denn Düsseldorf ist maximal beteiligt – von der örtlichen Druckerei über das vertreibende Geschäft nebenan bis zur lokalen Obdachlosenhilfe, bei der ein Teil des Verkaufspreises landet.
Die Poster.
Die Dorfdruck-Posterserie umfasst zwölf Stadtteile à 50 Poster. Zu kaufen sind die Motive ausschließlich hier:
Altstadt: Hitsville Records Store
Carlstadt: Selekteur
Stadtmitte: Beyond Studios
Pempelfort: Varia Vardar
Derendorf: Tannendiele
Golzheim: Acanthus Blumen
Flingern Nord: rikiki
Düsseltal: unverpackt Düsseldorf
Friedrichstadt: manko café + workspace
Unterbilk: habundgut
Bilk: Love Your Plants
Oberkassel: qnOOtsch
Die Umsetzung.
Am Ende war es Bauchgefühl, welche Stadtteile als Motiv in Frage kommen. Dennoch holte sich Jonas von Projektbeginn an Tipps und Inspirationen aus seinem Umfeld. „Viele Ideen wurden mir zugetragen. Zum Beispiel, die Poster lediglich im jeweiligen Stadtteil zu verkaufen“, erklärt der 25-Jährige. Exemplarisch: das Friedrichstadt-Poster überreicht ausschließlich das Manko Café an der Hüttenstraße. Kein Online-Shop. Kein Großhandel.
Die Leute sollen in die Läden gehen, mit den Verkäufern sprechen und im besten Fall neue Geschäfte kennenlernen, die sie bisher übersehen haben. Eine entwaffnende Idee. Mit viel Sprengkraft. Denn mittlerweile sind bereits drei der insgesamt zwölf Motive vergriffen – darunter Derendorf, Bilk und Pempelfort. Neben der Limitierung auf 50 Stück pro Stadtteil charakterisiert eine hochwertige Herstellung die Poster. So Jonas:
„Mir war es sehr wichtig, dass die Poster lokal per Siebdruck entstehen. Dahinter steckt einfach richtiges Handwerk. Ein schlichter Digitalprint wäre zwar schneller, einfacher und günstiger – würde aber dem Kerngedanken des Projektes widersprechen.“
Das Einzigartige.
Das Motiv hinter den Motiven macht Dorfdruck einzigartig. Die Lokal-Lust, die sich konsequent durch das gesamte Projekt zieht. Oder anders: ein Poster, das in Düsseldorf entwickelt, produziert, verkauft und am Ende auch aufgehängt wird. Dazu kommen gesunde Aspekte wie die Spende an den „gutenachtbus“, der fünf Euro pro verkauftem Exemplar erhält. Fakt ist: Das Konzept von Dorfdruck ist keinesfalls gewinnmaximiert. Daher stellt sich die Frage:
Noch Hobby oder schon Business?
Jonas: „Prinzipiell Ersteres. Zwar bleibt am Ende des Tages etwas übrig, allerdings ist das Ganze kein flüssiges Geschäftsmodell.“ Das kreative Ego steckt sich da ehrlich gesagt mehr ein. Soll heißen: Jonas Motivation steigert eher die Vorstellung, das eigene Werk in dem einen oder anderen Wohnzimmer wiederzufinden, statt geschäftlich damit durchzustarten.
Der Name.
Im Nachhinein war es der erste Gedanke, das Ganze Dorfdruck zu nennen. Sehr intuitiv. Wie so vieles in dem Projekt. Zum Beispiel die Verpackung. Frei nach Gefühl bastelt Jonas passende Röhren, markiert sie mit Sticker und individueller Beschriftung. Getreu dem Motto: nicht groß testen, einfach machen. Dass diese Devise beneidenswert und verstörend zugleich ist, durften Freunde und Familie miterleben. So mussten am Ende acht Personen den deutlich unterschätzten Akt der Poster-Verteilung kurz vor Starttermin durchpeitschen. Heute sind Kopf und Konzept sicherlich kenntnisreicher. Apropos:
Geht Dorfdruck in die zweite Runde?
Hier ist noch keine finale Entscheidung gefallen. Interessenten haben sich aber schon gemeldet und Motiv-Wünsche geäußert. Darunter auffällig oft Oberbilk, Gerresheim, Kaiserswerth und Benrath. Wer seinen Stadtteil in Düsseldorf hier noch nicht wiederfindet, das Projekt aber pushen möchte, erhöht den Druck auf Jonas am besten über Instagram.
Der Kopf hinter Dorfdruck.
Jonas Larbalette.
Gebürtig kommt Jonas aus dem benachbarten Neuss – darf Düsseldorf aber seit knapp vier Jahren seine neue Heimat nennen. Die Idee der Dorfdruck-Posterserie irrte schon längere Zeit im Kopf des 25-Jährigen. Richtig Anlauf nahm das Projekt aber erst im Master-Studium, für das er sich im vergangenen Jahr entschieden hat. Dieses gibt ihm heute den nötigen Spielraum, um eigene Projekte durchzuziehen. Kreativ-Workshops. Partygrafiken. Moderation. Poster-Serien. Was Jonas nebenbei noch alles so macht, weiß wahrscheinlich niemand so richtig. Was wir aber wissen: Der Großteil wird seinen Erfolg mitbringen. In diesem Sinne: Bonne Chance Monsieur Larbalette!
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